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Rebgasse 12-14, Basel, Phase 1
Text von Herzog & de Meuron
Die Ursprünge der Burgvogtei, später Volkshaus Basel, lassen sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Von Beginn an war dieser Ort von einer konzentrierten Nutzungsvielfalt geprägt – ein Stück Stadt in der Stadt. Die 1845 auf dem Areal der Burgvogtei erstellte Brauerei mit angeschlossener Gastwirtschaft wurde 1874 durch eine Bier- und Konzerthalle ergänzt. Nach der Übernahme des Areals durch die Stadt Basel im Jahre 1905 entwickelte es sich bald darauf (bedingt durch das breite Angebot an unterschiedlichen Räumlichkeiten) zu einem zentralen Treffpunkt für politische, soziale und kulturelle Aktivitäten. Das auf Dauer unzureichende Angebot an Veranstaltungsräumen führt 1919 zu einem Wettbewerb, aus dem der Architekt Henri Baur als Gewinner hervorgeht. 1925 wird der Neubau des Volkshaus Basel mit der Integration der vorhandenen Konzerthalle, ergänzt durch weitere Säle verschiedener Grösse, Büro- und Sitzungsräume, Bibliothek, Restaurant und ein Hotel eröffnet. In den siebziger Jahren entgeht das Volkshaus nur knapp einem Abriss, woraufhin der Gebäudekomplex im Zuge einer grundlegenden Renovation eine vollständige Innenerneuerung erfährt. Obwohl die Umbaumassnahmen das Volkshaus gebäudetechnisch auf den neuesten Stand brachten wurden Charakter und Identität des Volkshauses stark beeinträchtigt. Von der ursprünglichen Architektur der Bier- und Konzerthalle ist heute nichts mehr zu spüren. Der Konzertsaal ist von den akustischen Anforderungen der Nutzung als Orchesteraufnahmestudio bestimmt. Sämtliche Galerien und Fensteröffnungen wurden vermauert. Genauso ist auch die Bar und die Brasserie in einem Masse verändert worden, dass von dem originalen Raumeindruck kaum etwas erhalten wurde. Vor allem durch die Integration der Haustechnik wurde die ursprüngliche Architektur der Räume regelrecht verbaut. Auch die Nutzungsvielfalt wurde eingeschränkt, da der Kopfbau heute hauptsächlich für Büroräumlichkeiten genutzt wird.
In mehreren Schritten werden wir das Volkshaus Stück für Stück umbauen und auch die verloren gegangenen Nutzungen wie Hotel, Laden und Bibliothek wieder einführen. Wir versuchen durch unsere Eingriffe diesen für Basel so besonderen Ort in seiner Nutzungsvielfalt wieder zu beleben und gleichzeitig dem Volkshaus eine architektonische Identität zurück zu geben. Unsere Eingriffstiefe wird von Raum zu Raum unterschiedlich sein, bestimmt durch die programmatischen Anforderungen und informiert durch eine gründliche Bestandsanalyse. Es geht uns darum das Volkshaus in seiner gesamten Vielschichtigkeit und Komplexität zu erhalten, basierend auf der originalen Architektur von 1925 und geprägt von der eigenen Geschichte.
Um dies zu erreichen befreiten wir zunächst den Gebäudekomplex und seine wichtigen Innenräume von den Einbauten und Verkleidungen der späten Siebziger Jahre. Wir legten die originale Architektur von 1925 wann immer möglich frei. War die Freilegung zu aufwändig, technisch nicht realisierbar oder sinnvoll, arbeiteten wir mit dem heutigen Bestand. Dabei spielten die Studie und Analyse von Plan- und Bildmaterial aus Archivbeständen eine wichtige Rolle. So war es uns möglich den ursprünglichen Charakter der Architektur und die raumprägenden Elemente zu identifizieren. In einem nächsten Schritt überlegten wir dann wie wir die später installierte Haustechnik mit kleinen Modifikationen in die originale Architektursprache integrieren können.

Im Falle der Brasserie haben wir die bestehenden Deckenbalken durch die Entfernung der abgehängten Deckenkonstruktion freigelegt und durch eine Verdoppelung dieser in welche die Zuluftkanäle eingebaut sind, ergänzt. Damit wird die raumbestimmende Struktur der Brasserie wieder hergestellt und zusätzlich unterstrichen. Die nicht mehr vorhandenen originalen Raumteiler haben wir durch raumbildende Sitzbänke ersetzt und unterteilen so die Brasserie in unterschiedliche Raumzonen. Abgependelte LED- Leuchten mit dickwandigen mundgeblasenen Glaskörpern als Streulinse nehmen Bezug auf die historischen Kronleuchter. Der Stuhl ist ein Nachbau des originalen Volkshausstuhles, allerdings nur bis zur Rückenlehne, denn hier erlaubt die heutige computergesteuerte Produktionstechnik eine automatisierte Individualisierung. In der Bar zieht sich die traditionelle Zinnabdeckung der Bartheke über den gesamten Barkörper und setzt sich auch in den Tischoberflächen fort. Grundsätzlich war es uns wichtig ausschliesslich mit hochwertigen Materialen, wie Zinn, Leder und Holz zu arbeiten, die über die Jahre durch Gebrauchspuren eine Patina entwickeln. Prägnante architektonische Stilelemente von 1925, wie das ovale Fenster über den Eingang, nehmen wir auf uns setzten es in verschiedenen Massstäben und Ausformulierungen an anderen Orten ein – als Fensterausschnitt zum öffentlichen Durchgang zum Innenhof, in der Pendeltür im Übergangsbereich von der Bar zur Brasserie, als Öffnung zum historischen verbauten Treppenhaus oder als Spiegel in den Toilettenräumen. Dort sind die Waschbecken recycled und aus dem Bestand der Basler Bauteilbörse. Die Wandoberflächen in den Wasch- und Toilettenvorräumen sind auf Tapeten übertragene Radierungen aus dem 17. Jahrhundert und schlagen damit die Brücke zu dem Basel aus den Zeiten der ehemaligen Burgvogtei.
Herzog & de Meuron Team:
Partner: Ascan Mergenthaler
Project Team: Yasmin Kherad (Associate, Project Architect);
Fumiko Takahama, Martin Bittmann, Ole Robin Storjohann, Farhad Ahmad
Planning:
General Planning: Gruner AG, Basel, Switzerland
Architect Planning Herzog & de Meuron Basel Ltd., Switzerland
Architect Construction, Structural Engineering, Construction Management, Quantity Surveyor: Gruner AG, Basel, Switzerland
HVAC, Plumbing Engineering: Gruneko Schweiz AG, Basel, Switzerland
Electrical Engineering: R+B Engineering AG, Basel, Switzerland
Specialist / Consulting:
Fire Protection, Safety Consulting: Gruner AG, Basel, Switzerland
Lighting: Mati AG, Zürich, Switzerland
Acoustics: Gruner AG, Basel, Switzerland
Leistungen WAC
Erwerb, Projektentwicklung, Gesamtleitung, Businessplan und Finanzierung
Auftraggeber:
Volkshaus Basel Immobilien AG
Areal: 2'645 m2
Gebäude Grundriss : 2'274 m2
Aussenmassfläche: 5'447 m2
Fotos: Adriano Biondo